(Quelle: Mexiko-Info aus Poonal Nr. 605 vom 13.01.2004)

Mehr als Zehntausend Vertriebene in Chiapas

adital, Mexiko-Stadt, 6. Januar 2004

 

Zehn Jahre nach dem Aufstand der Zapatisten in Chiapas sehen sich immer noch Tausende Familien genötigt, ihre Häuser und Dörfer zu verlassen. Auf Grund von politischen und religiösen Differenzen und gewaltsamen Zusammenstößen mit paramilitärischen Gruppen in den Gemeinden suchen viele Familien in benachbarten Dörfern Zuflucht. Insgesamt gebe es mindestens 10.231 Personen, die von ihrem ursprünglichen Heimatdorf vertrieben wurden; davon seien allein 60 Prozent in die autonome zapatistische Gemeinde Polhó geflüchtet, berichtet Juan Gonzalez Esponda, Kommissar für Gemeindekonflikte. Bei seinem Amtsantritt im Dezember 2000 habe es mehr als 14.000 Vertriebene in Chiapas gegeben. Inzwischen habe der Staat die Rückkehr und Umsiedlung von mindestens 3.900 Personen erreicht. In den Einrichtungen des ehemaligen staatlichen Indígena-Instituts (Instituto Nacional Indigenista, INI) von San Cristóbal de Las Casas leben beispielsweise elf Familien, die aus der Kommune Chenalhó vertrieben wurden. Diese Familien werden nach wie vor von der Regierung und zivilen Organisationen vergessen. Sie sind vor der politischen Gewalt in Chenalhó geflüchtet, die ihren Höhepunkt vor sechs Jahren im Massaker von Acteal fand. Am 22. Dezember 1997 hatten Paramilitärs das kleine Bergdorf im Hochland von Chiapas gestürmt und auf grausame Weise 45 Menschen ermordet. Die Hütten, in denen die Flüchtlinge leben, sind nach wie vor improvisiert. Aus Holz, Plastikplanen und Wellblech werden notdürftige Unterkünfte zusammengebaut, die permanent vom Einbruch bedroht sind. Eine Situation, die sie ständigen Gefahren und den niedrigen Temperaturen der Region aussetzt. Die 60 Flüchtlinge, die nach wie vor im Gebäude der INI wohnen, haben alles in ihren Gemeinden zurückgelassen: Land, Besitz, Haus und Angehörige. Für eine gewisse Zeit wurde ihnen von der Regierung Lebensmittelhilfe garantiert und darüber hinaus die Unterstützung vom Roten Kreuz zugesagt. Mittlerweile hilft ihnen jedoch niemand mehr.

 

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